Ein Jahr „Ehrenmal der Bundeswehr“: Eine Zwischenbilanz. Von Eugen Januschke
Wie zu erwarten war, zeigte das erste Betriebsjahr des neuen Ehrenmals der Bundeswehr, dass es weder von den Medien noch von der Bevölkerung angenommen wird. Man könnte es dabei bewenden lassen, dies festzustellen, wenn sich andererseits nicht einiges getan hätte in der neuen Opferökonomie deutscher Kriegseinsätze während des vergangenen Jahres. Und es ist davor zu warnen, aus der mangelnden Annahme des Ehrenmals auf einen Stillstand in der Entwicklung des Kultes um den toten Bundeswehrsoldaten zu schließen. War das symbolische Desaster des Ehrenmals schon vor seiner Eröffnung absehbar, begann sein erstes Betriebsjahr mit einer realen Katastrophe. Vier Tage vor seiner Einweihung wurden am 4. September auf Veranlassung von Bundeswehrsoldaten mehr als 140 Afghanen Opfer eines Massakers. Dieser Skandal wurde gesteigert durch den Versuch der Vertuschung von Ausmaß und Hergang des Massakers; ganz zu schweigen von der Frage, wer von was wann wusste und wofür in welchem Sinne Verantwortung trägt. Dieser Umgang mit den afghanischen Opfern drängt die Frage nach einem Vergleich mit den in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten auf und ob es Zusammenhänge gibt, welchen Opfern welche Bedeutung beigemessen wird. Zunächst hatte die Ehrung der in Afghanistan zu Tode gekommenen Bundeswehrsoldaten damit zu kämpfen, dass es dort offiziell gar keinen Krieg gibt. Und ein Krieg ist semantisch gesehen eine Voraussetzung, um ordentlich von einem >gefallenen SoldatenErsatzaltarVorhersageverewigteDEN TOTEN UNSERER BUNDESWEHR FÜR FRIEDEN, RECHT UND FREIHEITFriede, Recht und Freiheit< auf die unterschiedliche Betrauerbarkeit von Leben sabotiert werden.
Eugen Januschke ist Philosoph mit dem Schwerpunkt Semiotik und hat uns diesen Text dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.