15. Mai 2009: Protest gegen Gebirgsjägertreffen in Mittenwald
Kriegsverbrecher-Gedenkstätte gesperrt
Der Aktionskünstler Wolfram Kastner und AktivistInnen der DFG-VK haben heute, am 15. Mai 2009, gegen Wehrmachtsglorifizierung und das Jahrestreffen der Gebirgstruppen protestiert, das am kommenden Sonntag erneut auf dem Hohen Brendten zelebriert wird. Dafür wurde eine im Zentrum der Stadt Mittenwald gelegene Kapelle symbolisch gesperrt, in der Original-„Gefallenen“-Anzeigen aus dem Zweiten Weltkrieg ausgestellt sind – mitsamt Hakenkreuzen. Zwei geschminkte Soldaten im Flecktarn stellten mit Bildern von Kriegsopfern und einem Transparent klar: „Soldaten sind Mörder, keine Helden!“
Wegen der erwarteten Proteste sind die hakenkreuzverseuchten „Ehrentafeln“ vorübergehend aus der Kapelle evakuiert worden. Zu den dort Geehrten gehört auch Oberstleutnant Josef Salminger, dessen „Heldentod“ gerühmt wird. Salminger hat sich selbst als Führer eines „Hitler’schen Regiments“ bezeichnet. Unter seinem Kommando ermordeten Gebirgstruppen am 16. August 1943 im griechischen Kommeno 317 Menschen. In den Wochen davor und danach wüteten Salmingers Truppen in Griechenland und Albanien und verübten Dutzende von Massakern an der Zivilbevölkerung. Dieser Kriegsverbrecher verdient keine öffentliche Ehrung!
Protest verdient auch das Treiben des Kameradenkreises der Gebirgstruppe, der am Sonntag wieder zum „Heldengedenken“ ruft. Diese Traditionsvereinigung bedient den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ und suggeriert, ihre Gebirgstruppen hätten einen tapferen, anständigen Krieg geführt.
Die Bundeswehr leistet dieser Leugnung faschistischer Verbrechen tatkräftige Beihilfe mit Pauken und Trompeten: In diesem Jahr will sie 50 Musiker abstellen. Außerdem wird der Inspekteur des Heeres, General Hans-Otto Budde, eine Ansprache halten.
Offenbar will die Bundeswehr ihren heutigen Rekruten, die auf Kriegseinsätze in der ganzen Welt vorbereitet werden, den „Geist der alten Truppe“ nahe bringen. Ganz nach dem Motto „Von der Wehrmacht lernen heißt kämpfen lernen“.
Weitere Infos zum Treffen der Gebirgstruppen sowie den Gegenprotesten unter www.keine-ruhe.org
Hier eine Rede von Generalleutnant Hans Otto Budde (MP3) auf dem Hohen Brendten am 17. 5. 2009:
[audio:gbj_bw_budde_2009.mp3]Nicht schön, aber aussagekräftig. Der höchste General der deutschen Landstreitkräfte versteht es meisterhaft, genau jene Codes zu benutzen, die Wehrmachtsverherrlicher so schätzen.
Aufnahme zur Verfügung gestellt von Pinima Produktion Berlin.