…nicht nur die Medien, die seit Wochen immer wieder über unsere Kampagne zur Verächtlichmachung des Militärs berichten. Auch der Wehrbeauftragte des Bundestages, der Bundeswehrverband, der Reservistenverband usw. sind schockiert darüber, dass es in diesem Land Menschen gibt, die deutschen Soldaten die Ehrerbietung verweigern – wo sie die doch grade nach dem Kundus-Massaker nötiger haben als zuvor. Die Forderungen aus den Reihen der Militärs und Politiker, unserer radikalen Kritik am Krieg müsse Einhalt geboten werden, halten die Staatsanwaltschaft auf Trab. Und jetzt stresst auch noch der Bundesvorstand der DFG-VK herum.
Die beiden Hausdurchsuchungen, die die Staatsanwaltschaft im April unternommen hatte, waren offenbar erfolglos verlaufen. Gesucht worden waren Namen von Verantwortlichen für diese Homepage. „Fragen wir doch mal beim Vorstand der DFG-VK“ nach, sagte sich da die Staatsanwaltschaft. Am 3. Mai trudelte dort ein Fax ein. Lachhaft, wollte man meinen? Welcher anständige Friedensverein würde der Staatsanwaltschaft eines kriegführenden Landes Daten eigener Mitglieder nennen, die wegen einer antimilitaristischen Aktion kriminalisiert werden sollen?
Vielleicht hat die Staatsanwaltschaft einfach nur einen Verzweiflungsschritt getan, einen Schuss ins Blaue. Doch siehe da: Bundessprecher und – vorsitzender Jürgen Grässlin hat es sich nicht nehmen lassen, der Staatsanwaltschaft drei Namen zu nennen und sie als Vorstand des Berliner Landesverbandes auszuweisen. Ob es eine vorherige Kontaktaufnahme mit eben diesen dreien
gegeben hat? Nein. Wenige Stunden bevor eine Art Eiltreffen mit dem Politischen Geschäftsführer Monty Schädel und Leuten aus Berlin stattgefunden hat, auf dem evtl. ein gemeinsames Vorgehen besprochen hätte werden können, schickte Jürgen Grässlin den Brief ab.
Das wiederum veranlasste uns zu einer Information an die in unserem Verteiler befindlichen Friedens- und antifaschistischen Organisationen. Vor einem Vereinsvorstand, der im Zweifelsfall Namen an die Verfolgungsbehörden rausrückt, müssen sie schließlich gewarnt werden. Da die „große“ Öffentlichkeit in diesem Fall nicht unser Ziel war, folgt deren Information hier mit ein bisschen Verspätung.
Grässlin hat sich in der jungen Welt eloquent verteidigt: Er habe doch überhaupt niemanden denunziert, nur ein paar Namen weitergegeben, führte er aus, die Unschuldsmine war noch beim Lesen des Interviews zu erahnen.
Nun ja. Was die herausgerückten Namen mit unserem Verein bzw. der Tag-Y-Aktion zu tun haben, steht auf einem anderen Blatt. Wir werden über die relevanten Ereignisse weiterhin auf dem Laufenden halten. Bzw. im Moment sind wir ja sehr gut in den Medien 😉
siehe hierzu etwa
taz: Pazifisten an der Front
nochmal taz: Das Flugblatt hat klargemacht, dass es nicht „unsere“ Freude ist, sondern die Freude einer feiernden Bourgeoisie, die mit dem Krieg Profit macht. (14. 5. 2010)
Der Freitag gibt einen interessanten Kommentar zu all dem.