Bundeswehrgelöbnis – wer hat´s erfunden?

Natürlich die Nazis. Jedenfalls in der Form, wie das Gelöbnis heute zelebriert wird.

Wir belegen das am besten mit einem Zitat des eh. (Bundeswehr-) Berufsoffiziers Otto-Eberhard Zander, der 2007 in seinem Buch „Bundeswehr und Nationale Volksarmee. Traditionen zweier deutscher Streitkräfte“, Trafo-Verlag Berlin, feststellte: „Das Truppenzeremoniell in Form des Großen Zapfenstreichs […] und der Gelöbnisse in der Öffentlichkeit ist, mit einigen Abwandlungen, aus der deutschen Militärgeschichte – und hier insbesondere von der Wehrmacht – übernommen worden.“

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Zeremonien fast ausschließlich nicht-öffentlich durchgeführt. Im späten 19. Jahrhundert bezog das Heer nur ausnahmsweise auf öffentlichen Plätzen Stellung, einige Male wurde beispielsweise der Berliner Schlossplatz in Anspruch genommen. Ansonsten fanden Vereidigungen in Kasernen statt. Verglichen mit heute, waren sie im Kaiserreich eher schliche Veranstaltungen: Sie wurden als eine Art kirchliche Veranstaltungen durchgeführt.

In der Weimarer Republik blieben sie grundsätzlich in der Kaserne. Es gab weder feierliche Ansprachen noch Musik. Eine erste Aufwertung nahm die Reichswehr 1927 vor, indem ein Ehrenzug sowie eine Musikkapelle hinzugezogen wurden.

„Von den Nationalsozialisten wurde die in der Republik von Weimar geübte Zurückhaltung in der Ausgestaltung der Vereidigungszeremonien und bei der Wahl des Ortes aufgegeben“, heißt es in einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2008. Es wurde nun der „Weg in die Öffentlichkeit beschritten“ (Hans-Peter Stein, Symbole und Zeremoniell in deutschen Streitkräften vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, Herford und Bonn 1984, S. 96).

Vereidigungen fanden öfter als früher im öffentlichen Raum statt, außerdem ermöglichte es die Wehrmacht den Angehörigen der Soldaten, bei der Vereidigung in der Kaserne anwesend zu sein. 1936 wurde die Zeremonie ein weiteres Mal aufgewertet, regelmäßig war nun eine „Vereidigungsparade mit Spielmannszug und Musikkorps“ mit von der Partie, damit die Veranstaltung auch gemütlich wird.
Last not least führten die Nazis die Truppenfahne wieder ein, die von der Weimarer Republik abgeschafft worden war.

Und das ist nun die Form öffentlicher Gelöbnisse, die auch von der Bundeswehr bevorzugt wird: Meistens in der Kaserne, unter Anwesenheit von Zivilisten, oftmals aber auch in der Öffentlichkeit, und mit Pauken und Trompeten. Öffentliche Gelöbnisse sind deswegen nicht, wie oft behauptet, ein Rückfall in den preußischen Militarismus. Es ist vielmehr der Nationalsozialismus, der hier Pate steht.